Stv. Hauptgeschäftsführer Hans Schmidt.
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Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz.

Statement zur Lehrstellensituation von Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-OberpfalzHandwerker stehen im Wettbewerb um Azubis

28. Februar 2019

"Mehr als 5.000 junge Menschen haben sich 2018 in Ostbayern für eine Ausbildung in einem Handwerksberuf entschieden. Die Handwerksbetriebe in Niederbayern und der Oberpfalz bilden über ein Drittel aller Azubis aus und kommen damit einer bedeutenden gesellschaftlichen Aufgabe nach: Sie bieten den jungen Menschen eine berufliche Zukunft mit Perspektive. Dennoch ist die Zahl der Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft.

Die Schulabgängerzahlen sinken aufgrund der demografischen Entwicklung, auch bei uns. Eine Herausforderung, mit der alle Branchen zu kämpfen haben. Dennoch gibt es Wirtschaftsbereiche mit einer positiven Entwicklung in 2018, beispielsweise in der Industrie. Ebenso einige Handwerksberufe verzeichnen Zuwächse, darunter die Schreiner. Und auch bei den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Maurern gab es ein Plus. Positiv entwickeln sich die Zahlen außerdem bei den Auszubildenden mit mittlerer Reife oder Hochschulreife, was zeigt, dass wir bei unseren Bemühungen in Sachen Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung gute Fortschritte machen.   

Was man aus der Entwicklung schließen kann? Wir im Handwerk stehen in einem intensiven Wettbewerb um Lehrlinge und Fachkräfte. Fakt ist aber auch, dass die Situation noch dramatischer wäre, wenn sich das Handwerk in der Vergangenheit nicht bereits neuen Zielgruppen geöffnet hätte. Seit Jahren sprechen wir zusätzlich zu den Mittelschülern verstärkt Abiturienten, Realschüler, Studienabbrecher oder auch junge Leute mit Migrationshintergrund an und zeigen ihnen die zahlreichen Entfaltungs- und Karrierechancen im Handwerk auf. Diese Aufklärungsarbeit fruchtet.

Die gesamte Fachkräftelücke schließt das dennoch nicht. Deshalb muss das Handwerk weitere Wege finden, um ein attraktiver Arbeitgeber für alle Zielgruppen zu sein. Den Betrieben raten wir gewohnte Akquisepfade zu verlassen. Dabei muss es nicht immer die ganz große Marketingaktion sein, schon kleine und speziell auf jugendliche Bedürfnisse zugeschnittene Angebote schaffen Attraktivität. Ein ansprechender Auftritt des Betriebes und seiner Mitarbeiter, eine professionelle Präsenz im Internet und in den Social Media Kanälen müssen selbstverständlich werden. Warum nicht den Azubi als Botschafter für den Betrieb bei der Nachwuchsgewinnung einsetzen? Lehrlinge mit sehr guten Leistungen freuen sich über ein Gespräch über die persönliche Entwicklungsmöglichkeit im Betrieb, ein Smartphone für gute Noten oder eine vom Betrieb finanzierte Weiterbildung.

Zum Erfolgsgarant wird das, wenn man darüber spricht. Denn entscheidend ist eine positive Außenwirkung der Betriebe. Durch einen guten Ruf und ein maßgeschneidertes Employer Branding werden Betriebe von der Öffentlichkeit besser wahrgenommen und die Chancen auf qualifizierte Mitarbeiter steigen. Viele Beispiele aus unserem Kammergebiet zeigen, dass hier schon einiges passiert. Dennoch gibt es Luft nach oben, den Mehrwert des Handwerks klar herauszustellen.

Dazu gehören die Individualität, die Wertschätzung für die Arbeit, die Regionalität und der Wert der Arbeit. Der große Trumpf von Handwerkern ist, dass sie am Ende des Tages ihre getane Arbeit vor Augen haben. Eine Arbeit mit der sie den Wunsch eines Kunden erfüllen. Das stiftet Sinn und macht zufrieden. Außerdem sind die Mitarbeiter im Handwerksbetrieb keine anonyme Nummer, sondern ein Teil der Betriebsfamilie und damit als Individuum tief verwurzelt."

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Hans Schmidt

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